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19
Juni
sommernächtens.
0:30, 25 ° C, ich ziehe die Tür hinter mir zu und laufe ein wenig ziellos umher. Es braucht nicht viel, um aus diesem mittelmäßigen Tag einen guten zu machen. Die Luft riecht nach Sommer, trocken bis holzig. Nicht nach Deutschland, die Luft kommt gerade aus dem Urlaub in anderen Breiten.
Der Mond scheint in schmale Gassen von Fachwerkhäusern, es ist still. Kaum jemand ist noch unterwegs. Straßenlaternen tun noch pflichtbewusst und stramm ihren orangenen Dienst und in einiger Ferne rauschen Autos vorbei mit dem beruhigend gleichmütigen Klang des Fahrtwindes. Ein paar Schritte reichen, dann hat die Nacht mich eingehüllt in ihr Faszinosum. Menschenleere Straßen lassen sich so viel mehr genießen. Die Gedanken schweifen, das Auge springt von Stern zu Stern. Mich überkommt das Gefühl, unendlich klein zu sein in dieser großen weiten Welt. Dankbarkeit. Manches Mal hadere ich mit fast allem, aber 0:35 am Mittwoch, den 19.6.2013 ist es gut. Ein Leben, das solche Momente für mich bereithält, das mag ich erfüllt nennen. Ein offenes Fenster fängt meinen Blick. Dunkel zwar, aber nicht stumm. Es erzählt die Geschichte eines Schnarchenden und ich bin noch ein wenig aufgewühlter. Einen Tischler stelle ich mir vor, der tagsüber geschwitzt hatte in seiner Werkstatt zwischen Holzstaub und Sägespänen. Nun liegt er in weichen Betten und berichtet mir von seinen Träumen. Ein guter Moment zum Sterben gar und dazu eignen sich nur die besten. Wir wollen sehen, ob mir das Leben künftig bessere bereit halten mag, der heutige setzt Maßstäbe.
14
Februar
und alles bleibt ungewiss.
Ist schon seltsam. Die eine muss gar nicht mehr viel tun, um mich gegen sich aufzubringen. Sie schreibt einfach wieder irgendeinen Kram im Xsichtsbuch und ich kann fast nicht umhin, mich zu fragen, wie ich das mit ihr überhaupt so lange ausgehalten habe und ob sie inzwischen eigentlich völlig verrückt ist.
Die andere muss gar nicht mehr viel tun, um mich für sich einzunehmen. Es reichen ein paar nette Worte, die Aussicht, in 4 Tagen zu ihr zu fliegen und mein Hirn findet täglich ein paar Mosaiksteinchen an Erinnerungen, die so langsam wieder ein Bild ergeben, das ich fast erschreckend positiv finde. Ersteres betrifft die Ex, letzteres die dauerhaft im Ausland Lebende. Aber bei allem Positivismus bleibt so ein latentes Gefühl der Unsicherheit zurück. Einerseits befürchte ich, es könnte nach all den Jahren, in denen wir uns nicht mehr länger unterhalten oder nur persönlich gesehen haben, zu peinlichen Gesprächspausen kommen, die mich immer so fertig machen. Andererseits habe ich Angst, dass ich überhaupt nicht mehr wissen werde, wie ich mich verhalten soll, wenn ich erstmal bei ihr gelandet bin. Im Grunde war ich fest entschlossen, jetzt erstmal in der Provinz mein Ding zu machen und in Gedanken nur dann woanders zu sein, wenn dieser Ort ein Ort ist, der eine Rolle in meinem neuen Text spielt. Jetzt sitz ich nur halt in Madrid bei meinen Lieblingsmenschen und denk nicht wie geplant nur noch sporadisch an die dauerhaft im Ausland Studierende, sondern stattdessen ständig an eine völlig andere Dame. Eben die holde im Ausland Lebende. Madrid und was damit zusammenhängt ist wahrscheinlich dem ganzen Portugal-Ding auch so ähnlich, dass ständig irgendwelche Parallelen auftauchen müssen. Dementsprechend lässt sich zu meiner Verteidigung dann anführen, dass es wohl nicht anders geht. Schade daran ist, dass ich es eigentlich noch immer eine romantische Vorstellung finde, jetzt einfach weiterhin in Sehnsucht nach der alten Liebe zu der dauerhaft im Ausland Studierenden zu vergehen. Weil das quasi bedeutete, sie wäre die einzig Wahre. Was wiederum vermutlich ein fataler Umstand wäre, denn ich kann nicht glauben, dass wir wirklich noch einmal eine Chance bekommen. Naja. Auch, wenn ich mich gerne für einen echten Bad Boy hielte, ich bin halt empfänglich für sone tragische Liebes-Geschichten, sone klassischen Mädchenkram. Und obendrein beflügelt es noch meine schreiberische Kreativität, die sonst unter allen Internetaktivitäten vollends verloren ginge. Tröstlich, dass die dauerhaft im Ausland Lebende bezüglich schreiberischer Aktivität bislang eine ähnliche Wirkung zeigte. Der Rest wird sich fügen. Es bleibt aber dabei: Der Gedanke, sie mal zu küssen, nur so um zu wissen, wie das ist, hat was. Ich hab mich wirklich jahrelang gefragt, wie das so gewesen wäre damals. Wenn ich manns genug gewesen wäre, ihren Kopf, der ohnehin schon auf meiner Schulter ruhte, in beide Hände zu nehmen und ihr einen Kuss zu geben. In der lauen Sommernacht einer portugiesischen Kleinstadt am Ufer der Mira. Als sie schon das eine oder andere Gläschen intus hatte und jeder mir dazu riet. Aber ich war eben einfach ich selbst - ein Passivist. Ich würde gerne behaupten, dass ich selbiges heute nicht mehr bin. Und während ich mich selbst davon zu überzeugen versuche, umgibt sie der Nimbus dieser Nacht.
11
Februar
Von Löwen und Lämmern und Angsthasen.
Da bin ich also mal wieder in Madrid. Es ist cool, was nicht nur daran liegt, dass es solide 20 Grad wärmer ist als in Deutschland.
Es ist einfach auch dieses Gefühl. Sowas von einem bisschen Globetrotter, die Welt ist ein Dorf, one world und wir sind alle so international. Was sich bei mir aber immer einstellt, wenn sich da sowas wie eine Sprachbarriere auftut. Ich liebe es, sie dann überwinden zu versuchen, auch wenn das höchstens temporär und in die eine Richtung funktioniert. Ein paar Sätze Spanisch kann man immer mal verstehen. Aber das wirklich Angenehme hieran ist: Es spielt eigentlich keine Rolle, worum das Gespräch am Tisch gerade kreist und ob man davon einen blassen Schimmer hat, auf eine bestimmte Art fühlt man sich immer wohl, wenn man mit den beiden Menschen, die ich hier besuche, seine Zeit verbringt. Da ist die Sehnsucht nach allem anderen gerade ein bisschen in den Hintergrund gerückt. Ich hab eh noch nicht so ganz sortieren können, was genau ich mir jetzt von dem am 18.2. bevorstehenden Ausflug nach Portugal erwarten soll. Im Grunde ist es aber wie immer. Ein Teil von mir möchte sich auf besonders ehrliche Art ergänzt um große Gesten offenbaren und daraufhin sein großes Glück finden, der andere Teil möchte sich am liebsten in dem üben, was ich am besten kann: Zurückhaltung. Die Schüchternheit vor, in der Unverbindlichkeit bleiben, weil man da weder enttäuschen noch sich blamieren kann. Es könnte fast spannend sein, welcher Teil von mir wohl Überhand gewinnen wird. Aber im Endeffekt ist es ohnehin praktisch immer der gleiche. Nämlich dieser vorsichtige, ängstlich bis neurotische Charakter, der hier immer mal wieder irgendwelche Blogs schreibt, statt sein Leben in die Hand zu nehmen. Offensichtlich ist es echt nicht so leicht, aus seiner Haut zu fahren. Anders ist es ja auch nicht zu erklären, dass ein ums andere Mal bei Ryanair ungefähr 1 Stunde vor der geplanten Abflugzeit eine mehr oder weniger große Panik entsteht, ob denn diesmal auch genügend Sitzplätze im Flugzeug vorhanden sein werden oder ob man wieder stehen muss. Aufgrund dieser Panik werden dann jedes Mal auf's Neue mehr oder wenige Menschen bewegt, ans Gate zu stürzen und schon mal eine Warteschlange zu bilden. Nicht, dass man das 30 bis 40 Minuten später beginnende Boarding verpasst. Naja, wir sind halt alle eher Lämmer als Löwen. Oder eher Angsthasen?
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