letzte Ansichten | |
09
Januar
still not loving goodbyes.
Um 7:52 klingelte heute das Handy. Sms von der dauerhaft im Ausland Studierenden (ich bin hier mal vorsichtig mit Realnamen und etwas Besseres muss mir noch einfallen). Für gewöhnlich ist mein Handy um diese Uhrzeit aus. Kein Zufall, dass das heute nicht so war, denn die Sms kam keineswegs unerwartet.
Und während ich im Halbschlaf dämmerte, wie genau ich wohl antworten sollte, wurde mir klar, dass sie schon immer die Einzige gewesen war, die mich zu meinem Schlafrythmus widersprechenden Uhrzeiten (alles vor 11:30) ungestraft wecken durfte. Diesmal besonders gerne, wann sieht man sie schon mal. Wir verabredeten ein Treffen für 11 und obwohl ich wie üblich auch diese Nacht wieder spät ins Bett gegangen und um 8:00 dementsprechend müde war, war ich erst einmal geraume Zeit wach. Ich lag da und dachte daran, wie sie mich früher geweckt hätte. Was einerseits einen warmen Regen von Erinnerungen losbrechen ließ und andererseits wehmütig stimmte, sodass es mich fröstelte und ich die Decke erstmal bis über die Ohren zog. Runde 3 Stunden später gingen wir miteinander spazieren und ich versuchte, den Gesprächsfaden nicht aus der Hand gleiten zu lassen, während ich nebenbei allerhand Erinnerungsfetzen nachjagte. Es macht sich irgendwann bezahlt, wenn man seit Jahren gleichzeitig im Internet surft und Fernseh guckt, möchte ich meinen. Kurz darauf saßen wir bei einer gemeinsamen Freundin. Weihnachten im Warmen hatte ihre Sommersprossen für diese Jahreszeit unerhört stark werden lassen, stellte ich fest. Und während ich meine Redeanteile durch die weitere Gesprächspartnerin ohne Probleme etwas zurückfahren konnte, war ich dankbar, dass sie nicht auch noch diese fantastische Frisur trug, die mich heute völlig in den Wahnsinn getrieben hätte. Für ausreichend Gefühlschaos reichten auch diesmal wieder ihre tiefblauen Augen und diese verdammt waghalsige Sommersprosse auf ihrer Unterlippe, die ich im Rahmen unserer Gespräche ausgiebig betrachten konnte. Als ob ich sie nicht eh schon gut genug kannte. Nicht viel später war es dann auch schon wieder Zeit, sie bei ihrer Cousine abzusetzen, mit der sie in ihren Studienort zurückkehrte. Das Lenkrad in der Hand, Coldplay und ihre Stimme in den Ohren, auch das Wetter lachte darüber, dass sie mal wieder kurz in ihrer alten Heimat war, und verdammt: Mit jedem Meter Richtung Abschied fiel es mir schwerer, den Fuß auf dem Gaspedal zu lassen. Aber dann hieß es aussteigen, und nach einer Umarmung, die um einiges länger hätte ausfallen können, wenn es nach mir ging, bog sie um die Ecke. Was übrig bleibt von diesem Treffen? Fast unstillbare Sehnsucht danach, mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Aber immerhin runde 2,5 Stunden, von denen ich noch ein bisschen zehren kann, ehe es unaushaltbar wird.
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