letzte Ansichten | |
25
Januar
Positief.
Ich hab dann also mal wieder versucht, einen Anfang zu schreiben für die Geschichte, die ich erzählen möchte. Weil es auch wieder Zeit wurde für etwas mehr Positivismus.
„Was würdest du dir gerade am meisten wünschen?“, fragte mein Vater. Dass ich jetzt nicht die Spülmaschine ausräumen oder den Tisch decken muss, sondern weiter in Ruhe Anno 1602 spielen kann, dachte ich. Er wiederholte die Frage, von Spülmaschinen und Tischen war noch keine Rede. Na gut, aim high und so. „Das neue Coldplay-Album.“ „Was du dir am allermeisten wünschst, sollst du sagen.“ Ich zögerte. Aber wenn man schon mal mit nacktem Oberkörper Anno spielt like a boss, muss man sich nicht ernsthaft um sein Bad-Boy-Image sorgen. Auch wenn man Zahnstocherärmchen hat, trotz 1 Woche Urlaub unter sardischer Sonne immer noch aschfahl ist und das PC-Spiel jenes ist, welches man als 12-jähriger immer gespielt hat. Also die Wahrheit. Dass es dem Volk auf meiner Hauptinsel nicht an Nahrung fehlen soll. Die ganze Wahrheit? Dass ich gar nicht erst Anno spielen muss, sondern die dauerhaft im Ausland Studierende bei mir ist (die zu dieser Zeit wie ich auch noch zur Schule ging). Ne, das kann ich so auf keinen Fall sagen. Nachher denkt noch einer, ich würde Anno nur zum Zeitvertreib spielen. Ohne weiter zu zögern sagte ich schließlich: „Dass die dauerhaft im Ausland Studierende hier ist.“ Gegen sie war alles andere nichts, ergänzte ich in Gedanken. Sogar Anno. „Den Wunsch kann ich dir erfüllen, mein Sohn.“, meinte mein Vater. Ich war skeptisch, welche Sorte von Gemeinheit nun folgen würde. Aber als ich meinem Vater Richtung Hofeinfahrt folgte, wo unser Mietwagen stand, und um die Ecke bog, stand da auf einmal tatsächlich sie. Ihr blonden Haare leuchteten noch ein bisschen mehr als sonst, sie hatte ein unfassbar unwiderstehliches Lächeln auf dem Gesicht und ich hielt mir erstmal die Hand vor den offenen Mund. Ziemlich schnell musste ich dann anfangen zu grinsen. Das war nicht einfach eine Überraschung wie wenn die Eintracht Meister wird. Das war auch noch die unfassbare Unbeschreiblichkeit eines Konzerts von Blumentopf, Dendemann,den Beginnern und Main Concept gleichzeitig an deinem 18. Geburtstag. Das war schlichtweg Liebe. Auch, wenn das heute eine heikle Formulierung ist. Und als ich dann wusste, dass ich weder von meinem Vater noch von meiner Fantasie verarscht wurde, stand ich auch schon da und küsste sie, als wäre sie 7 Jahre in Tibet gewesen. Wenn es eine Kamera gegeben hätte, in diesem Moment hätte sie sich um uns gedreht. Ich nahm ihre Hand, und unter der warmen Sonne Sardiniens liefen wir die felsige Küste entlang Richtung Horizont. Und es stellte sich heraus: Das Coldplay-Album hatte sie im Gepäck.
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